Wie eine Sendung entsteht – Teil 2: Die Recherche
Die Suche nach der Idee zur Sendung ist geschafft und ein kurzes Brainstorming hat auch genügend Filme ergeben. Jetzt kann es also losgehen mit dem zweiten Schritt auf dem Weg zu 60 Minuten Sendung.
Teil 2: Die Recherche
Wie bereits im ersten Teil erwähnt, ist es gar nicht so einfach ein Thema zu finden, das ausreichend für volle 60 Minuten ist. Nach der Idee kommt also das kurze Brainstorming, das wir im Regelfall gemeinsam veranstalten. Hier beweisen wir uns gegenseitig unser Fachwissen und haben so recht schnell die Filme und die Richtung für die Folge zusammen. Je nachdem, welches Thema wir haben, brauchen wir mehr oder weniger Musik. Eine Sendung mit Score braucht mehr Filme (oder mehr Musikstücke), denn einzelne Stücke des Scores sind meistens recht kurz. Musik mit Gesang, die ja auch sehr oft vorkommt, ist in der Regel länger und so kann unser Wortanteil geringer sein. Wir versuchen immer, die Hälfte der Zeit, also 30 Minuten, mit Musik und die andere Hälfte mit Wortbeiträgen zu füllen, geben im Zweifel aber der Musik den Vorzug.
Steht die Filmliste, dann geht es an die Recherche. Hier bietet natürlich das Internet den Startpunkt. Für Film- und Serienstarts bietet die IMDb (International Movie Database) den ersten Ansatzpunkt, denn hier wird alles aufgelistet, was ein Schauspieler sowohl vor als auch hinter der Kamera so anstellt.
Anhand des Beispiels von Matthew Fox kann man hier sehr schön sehen, dass er von 1994 – 2000 in 142 Episoden von Party of Five mitgespielt hat und dann von 2004 – 2010 in 116 Folgen von LOST zu sehen war. Regie führte er einmal, und zwar bei der Party of Five – Folge „Taboo or Not Taboo“, der 21. Episode der sechsten Staffel. Zu guter Letzt hat er auch gesungen: LOST, Staffel 1, Episode 20 „Do no harm“. Das alles kann man sehr einfach und schnell durch die IMDb herausfinden.
Schwieriger wird es, wenn Schauspieler auch außerhalb des Filmgeschäfts tätig werden, beispielsweise im Theater. Oder auch gerne mal ein Restaurant eröffnen. Diese Infos muss man sich dann anderweitig besorgen. Ein erster Stopp ist hier sehr häufig die Wikipedia, weiter über dort angegebene Quellen und passender Querverweise – entweder in Deutsch oder Englisch – wobei wir hier auch Quellenangaben nochmal gegenchecken. Nicht selten stoßen wir so auf die Funfacts, die sich gerne in kleinen Interviews oder im Boulevard verstecken.
Um aber das Insiderwissen abzugreifen, empfiehlt es sich, die Filme mit Audio-Kommentar von Regisseur und/oder Schauspieler/in zu schauen. Hier wird gern aus dem Nähkästchen geplaudert und man erfährt so einiges, was es nicht in das offizielle Making-of geschafft hat. So kennen wir das ja auch aus unserer eigenen Sendung.
Leider ist das aber nicht bei jedem einzelnen Film möglich. Entweder haben wir den Film nicht in unser beider Bestand oder uns fehlt einfach die Zeit. Bei 10 Filmen kommt man schnell mal auf 18 bis 20 Stunden. Das mal so nebenbei zu machen ist leider nicht immer drin.
Die Recherche für die Musik ist ähnlich aufgebaut und als Schmankerl haben viele CDs und vor allem die alten Vinyls oft ihr eigenes „Bonusmaterial“ in Form von ausführlichen Booklets, die gerne Kommentare zu den einzelnen Stücken, eine Einführung des Regisseurs oder Komponisten oder kleine Anekdoten zur Musik enthalten. Oft tauscht man sich auch mit anderen Musikfreunden in entsprechenden Foren aus oder man erinnert sich an eine Diskussion, die man bereits geführt oder verfolgt hat. Ansonsten setzt an dieser Stelle die eigene Kreativität ein. Man versucht die Musik zu bewerten und zu analysieren und stellt sich dabei die eine oder andere Frage, die man wiederum mit Hilfe des Internets beantworten will. An diesem Punkt findet man dann oft wieder einen neuen Funfact und die eigenen Erkenntnisse sind mit einem Schlag uninteressant.
Am Ende wird das dann mit den Infos zum Film gepaart, die man ähnlich rausgesucht hat oder indem man auch schlicht und ergreifend – völlig oldschool – einfach mal den Film angesehen hat.
So entstehen dann 7 oder 8 Seiten über das Thema zur Sendung. All das, was wir dann ins Mikrofon vor uns sprechen. Und auch gerne mal wiederholen. Und manchmal auch einfach raus schneiden, weil es geschrieben interessanter war als gesprochen. Manche Moderationen werden schon vorab formuliert, andere werden nur als Stichworte vorbereitet, um den anderen vielleicht auch mal auf dem falschen Fuß zu erwischen. Denn auch wenn sich eine Sendung sehr homogen anhört, werden die Teilbereiche bewusst getrennt voneinander vorbereitet: Der eine kümmert sich um die Musik, der andere um die Filme. Natürlich legen wir vorab die Struktur fest, aber die einzelnen Fakten trägt jeder für sich zusammen, um sie am Tag der Aufnahme zusammenzufügen.
Dann bleibt uns quasi nur noch den Aufnahmetermin abzuwarten, um unser Material samt Musik in einer neuen Folge unterzubringen.