James Horner Nachschlag

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Playlist

James Horner – Betrayal & Desolation (Braveheart)
James Horner – Star Trek: The Wrath Of Khan – Main Title
James Horner – Mornay`s Dream (Braveheart)
James Horner – For The Love Of A Princess (Braveheart)
James Horner & Nic Raine – Main Theme (Apollo 13)
James Horner – Southampton (Titanic)
Celine Dion – My Heart Will Go On (Titanic)
James Horner – A Kaleidoscope Of Mathematics (A Beautiful Mind/Soundtrack Version)
James Horner – Radio’s Day (Sie nennen ihn Radio)
James Horner – Becoming One Of ‚The People‘ (Avatar)
James Horner – Leaving Port (Titanic)

Star Trek II – Der Zorn des Khan

Unser erster Film für heute ist Star Trek 2: Der Zorn des Khan aus dem Jahr 1982. Der Film bzw. die Geschichte basiert auf einer Folge der Serie von 1967 und greift einen Bösewicht von damals wieder auf. Star Trek 2 war wesentlich erfolgreicher aus der erste Teil der Filmreihe und führte auch dazu, dass Gene Roddenberry, der Erfinder von Star Trek, aus der Produktion in wesentlichen Punkten herausgehalten wurde. Der Film ist auch gleichzeitig der Beginn eines Storybogens der bis zu Star Trek 4: Zurück in die Gegenwart gespannt wird. Horner hat übrigens auch die Musik zu Star Trek 3: Auf der Suche nach Mr. Spock geschrieben.

Da sich Paramount den Komponisten des ersten Films – Jerry Goldsmith – nicht mehr leisten
konnte, war man auf der Suche nach einem jungen Ersatz. Die Wahl fiel auf den damals 28-jährigen
James Horner, der erst 3 Jahre zuvor mit The Lady in Red im Hollywood der großen Filme ankam.
Er orientierte sich mit seiner Interpretation von Star Trek musikalisch an der Originalserie, wob ein
wenig Seefahrtsabenteuer ein, und mit einem 91-köpfigen Orchester schuf er das, was ich gerne den
Horner-Bombast nenne: also Fanfaren vorne weg, voller Streichereinsatz, alle Blechbläser rein und
der Zuschauer weiß, da kommt jetzt was Großes.

Nach Star Trek 3 lag dann auch Horner außerhalb von Paramounts Budget.

Horner entlieh sich für seine Musik auch Teile aus Stücken der klassischen Musik, wie
beispielsweise die Symphonie Nr. 1 in D Moll, Opus 13 von Rachmaninov, dessen Anfangsthema er
für plötzliche Gefahr benutzte. Später wurde dieses Thema von ihm auch in Filmen wie Troja,
Avatar und Duell – Enemy at the Gates wiederverwertet.

Dieses Verarbeiten klassischer Musik und auch die Wiederverwendung eigener Themen brachten
Horner trotz seines Können einen eher zweifelhaften Ruf ein. 1997 schrieb das Magazin „Film
Score Monthly“ Horner hätte die Fähigkeit bekannte Musik in neue Kompositionen zu integrieren
und dabei gerade genug Variation zu erschaffen, um rechtliche Probleme zu vermeiden – ein schön
verpackter und umfassender Plagiatsvorwurf.

Braveheart

Mit Braveheart hat Mel Gibson nicht nur im Film mitgespielt, sondern auch Regie geführt und den Streifen produziert. Am Ende räumte der Film 5 Oscars ab, bei insgesamt 10 Nominierungen. Mel Gibson war als bester Hauptdarsteller übrigens nicht nominiert.

Der Film wurde fast ausschließlich in Irland gedreht und nicht wie man vermuten könnte in den schottischen Highlands. Mel Gibson wollte ursprünglich William Wallace gar nicht spielen, da er fand, er sei zu alt dafür. Paramount wollte den Film aber nur finanzieren, wenn Gibson auch die Hauptrolle übernehmen würde, also hat er es dann auch getan.

Auf Wunsch von Mel Gibbson stammt der Ton des Dudelsacks von der irischen Uilleann Bagpipe.
Anders als der schottische Dudelsack, der mit dem Mund über den Luftsack geblasen wird, wird die
Uilleann Bagpipe über einen Blasebalg, der mit dem Arm gepumpt wird, ähnlich einer
Ziehharmonika mit Luft versorgt. Der Klang ist wesentlich feiner, da er keine zusätzlichen Pfeifen
hat, die bei der schottischen Sackpfeife für das charakteristische Brummen sorgen.

Der Bagpipe-Solist ist Eric Riggler von der Band „Bad Haggis“, der auf Konzerten gerne auch mal
Stücke von Jimmy Hendricks auf dem irischen Instrument spielt. So ganz nebenbei übernimmt er
auf dem Soundtrack auch die Soloflöte.

Und Braveheart wird häufig auch als der historisch am wenigsten akurate Film bezeichnet.

Apollo 13

Ebenfalls 1995 kam Apollo 13 in die Kinos, zu dem Horner auch die Musik geschrieben hat. Ron Howard führte hier Regie und Tom Hanks spielt eine der Hauptrollen. Gewonnen hat der Film 2 Oscars und war insgesamt 9x nominiert.

Der Satz „Houston we have a problem“ ist Fiktion und hat so nicht stattgefunden. In den Original Transkripten der NASA Mission wird der Dialog anders wiedergegeben.

Horner sagte zu seiner Arbeit an Apollo 13, dass er es sich zur Aufgabe machte ein musikalisches
Understatement zu schaffen, denn steige man zu opulent ein, erwarte der Zuschauer eher ein
effektreiches Science Fiction Abenteuer und werde dann enttäuscht. In seinen Augen war Apollo 13
aber viel näher an einer Dokumentation oder einem Zeitdokument, weshalb er sich mehr auf ruhige
Töne konzentriert hat, die auf emotionaler Ebene klingen sollten. Während des Films fällt auch auf,
dass manche Szenen völlig auf Musik verzichten.

Für den Soundtrack prägend sind die militärische Trommel und die ruhige 7-Ton-Fanfare einer
einzelnen Trompete, die sowohl als NASA-Thema, als auch als Bild für die einsame Raumkapsel
dient. Die obligatorische Frauenstimme wurde von Annie Lenox übernommen, die mit ihrer
markanten Stimme und völlig ohne Text für bittersüße Akzente sorgt, die besonders bei der
Mondumrundung ins Ohr fallen. Natürlich sorgt Horner bei den dramatischen Szenen wie dem
Raketenstart auch für den adrenalinreichen Bombast, für den wir ihn lieben. Am Ende ist ein sehr
amerikanisch-patriotischer Soundtrack entstanden, der mit allem Pathos und seiner Dramatik
einfach zu dieser NASA-Heldengeschichte passt.

Apollo 13 hat übrigens Ron Howard und Tom Hanks zur Doku-Reihe „From the Earth to the Moon“ inspiriert. Die Reihe erzählt die Geschichte bzw. die Geschichten zu den Apollo Missionen in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Titanic

James Horner erfolgreichster Film ist auch so ein extrem erfolgreicher Streifen: Titanic.
In dem 200 Mio USD Epso spielen Leonardo DiCaprio und Kate Winslet ein ungleiches Paar, das sich in einerander verliebt und dann versucht, den Untergang der als unsinkbar geltenden Titanic zu überleben.

Das Hauptthema von Titanic ist durch den Song „Flying Dutchman“ von Jethro Tull inspiriert. Die
Ähnlichkeiten springen einem nicht ins Gesicht, aber wenn man drauf achtet entdeckt man doch ein
paar Ähnlichkeiten.

Der Film lief so lange in den Kinos, dass Paramount neue Filmrollen versenden musste, weil die alten abgenutzt waren. Auch war Titanic der erste Film überhaupt, der auf VHS/DVD erschien, während der noch in den Kinos gezeigt wurde. Er ist auch der erste Film, der mehr als 1 Mrd. USD einnahm.

Es war Horners Idee eine Gesangsversion für den Abspann zu komponieren, aber Regisseur James
Cameron wollte ursprünglich nicht, dass die Stimmung des Films durch einen Popsong am Ende
zerstört wird. Der Liedtexter Will Jennings ging dennoch ans Werk und trat an Celine Dion heran,
die „My Heart will go on“ aber nicht singen wollte, da sie kurz zuvor schon für „Die Schöne und
das Biest“ den Imagesong übernommen hatte. Erst durch Simon Franglen, der mit Horner an den
Syntheszierteilen des Soundtracks arbeitete und der schon lange Jahre die Hits von Dione
mitproduzierte, konnte sie überredet werden.

Der Soundtrack ist bis heute der meistverkaufte Filmsoundtrack aller Zeiten und damit auch
Horners größter kommerzieller Erfolg.

Angeblich hat James Horner, nachdem er eine Rohfassung des Films gesehen hat, alle Themen des Films in 20 Minuten geschrieben.

A Beautiful Mind

2001 kam A Beautiful Mind in die Kinos. Im Film von Ron Howard spielt Russel Crowe John Nash, dem weltbekannten Mathematiker der an Schizophrenie litt. Der Film wurde in chronologischer Reihenfolge gedreht, um Russel Crowe den Verlauf der Krankheit besser spielen lassen zu können.

Für die Musik zu A Beautiful Mind musste sich Horner wieder Vorwürfe der fehlenden Originalität
gefallen lassen, da er Variationen seiner Musik zu Sneakers (1992) und Der Zweihundert Jahre
Mann (1999) verwendete. Trotzdem funktioniert die Musik für A Beautiful Mind so gut, dass sie für
den Oscar nominiert wurde.

„A Kaleidoscope of Mathematics“ wurde der damals 15-jährigen Charlotte Church – wieder eine
Frauenstimme ohne Text – auf den Leib geschrieben, die bereits mit 11 Jahren von Andrew Lloyd
Webber entdeckt wurde und nach einer Karriere als klassische Sängerin mttlerweile im Popgeschäft
tätig ist.

Das Kaleidoskop, in dem durch kleine Bewegungen wenige Teile in ständiger Bewegung, aber in
perfekter Harmonie sind, sollte auch musikalisch den schnellen, mathematischen Verstand
widerspiegeln. So wird die Melodie mit immer gleichen Elementen, aber variierenden Instrumenten
von ruhig zu dynamisch und zurück getrieben, verändert sich dabei ständig und behält trotzdem
seinen Charakter bei.

Sie nennen ihn Radio

2003 kommt der Film RADIO von Michael Tolin in die Kinos mit Cuba Gooding Jr. Und Ed Harris in den Hauptrollen. Mäßig erfolgreich kommt er sowohl an den Kinokassen als auch bei den Kritikern eher solala an. Der Film verdankt seinem Namen der Tatsache, dass James Robert Kennedy, gespielt von Gooding jr immer mit einem Radio durch die Gegend läuft. Cuba Gooding jr erhielt eine Nominierung für die goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler.

Die Musik zu „Radio“ bzw. „Sie nennen ihn Radio“ ist an sich kein besonders markantes Werk, hebt
sich aber zumindest von den typischeren Werken Horners ab, da es einfache und ruhige Musik für
ein Wohlfühl-Melodram ist. Die Streicher tragen durch die Titelmelodie, während der Zuschauer
auf der Leinwand ein erstes Bild vom geistig Behinderten James, Spitzname „Radio“ gespielt von
Cuba Gooding Jr., bekommt. Horner schafft dadurch unmittelbar eine starke Symphathie für den
jungen Mann und legt die Stimmung für den gesamten Film fest.

Da Horner aber eben Horner ist, wird auch diese Musik wieder von einer Frauenstimme unterstützt.
India.Arie, eine amerikanische Singer-Songwriter-Schauspielerin und Produzentin mit 21
Grammynominierungen und 4 Auszeichnungen, verschafft der Musik einen Hauch des Souls,
dessen Musik „Radio“ so sehr liebt.

Der Film ist vielleicht kein Meisterwerk, aber Cuba Gooding Jr.s schauspielerische Leistung ist
hervorragend. Wer mal wieder Lust auf einen sentimentalen Film mit 70er Jahre Flair hat und etwas
näher am Wasser gebaut ist, sollte sich „Sie nennen ihn Radio“ ganz dringend anschauen.

Avatar

Die Hauptdarsteller unserer letzten Films für heute sind blau und es sind nicht die Schlümpfe, sondern die Na´vi. Mit 3 Oscars, davon einer für die besten visuellen Effekte und 9 Nominierungen, ist das eine eher durchwachsene Quote.

James Cameron hat übrigens in einem Interview gesagt, dass er die Idee zum Avatar hatte, als er Pocahontas sah.
Die durchschnittliche Rendering-Zeit für eine normale Szene war 47 Stunden. Die Zigarette von Sigourney Weaver ist übrigens auch aus dem Computer.

Horner war ein Arbeitstier. In der Regel hat er pro Jahr mindestens für 3 große Produktionen
komponiert und trieb es 1993 mit 11 Arbeiten auf die Spitze. Um so bemerkenswerter ist es, dass er
von 2008 an fast 2 Jahre lang ausschließlich an der Musik für Avatar gearbeitet hat. Er sagte später,
dass dies seine schwierigste Arbeit war, für die er über den ganzen Zeitraum täglich 16 Stunden
geschuftet hätte. Danach trat er auch kürzer und übernahm erst ab 2012 wieder mehr als einen
Auftrag pro Jahr. Für die Fortsetzung von Avatar hatte Horner James Cameron bereits fest zugesagt
und beide freuten sich auf dieses nächste gemeinsame Großprojekt.

James Horner hat in einem Interview gesagt, dass dieser Film sein schwierigstes Werk sei und er Tag und Nacht für eineinhalb Jahre daran arbeitete. Avatar ist übrigens der erste komplett digitale Film, der den Oskar für beste Kamera erhielt. Inzwischen sind 4 Fortsetzungen angekündigt, die von 2020 bis 2025 in die Kinos kommen sollen.

James Horner war Hobbypilot und kam 2015 bei einem Absturz mit einer seiner
Propellermaschinen im Alter von 61 ums Leben. Im Remake von Die Glorreichen Sieben aus dem
Jahr 2016 hört man seine letzten Filmkompositionen.

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