Nachschlag: American Beauty

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Playlist

– Thomas Newman – Dead Already
– Free – Alright Now
– Annie Lennox – Don’t Let It Bring You Down
– Thomas Newman – Root Beer
– Bob Dylan – All Along The Watchtower
– Thomas Newman – Bloodless Freak
– Thomas Newman – Weirdest Home Videos
– Bobby Darin – Don’t Rain On My Parade
– Thomas Newman – Structure And Disciplin
– The Guess Who – American Woman
– Thomas Newman – American Beauty

Regie

führte der Brite Sam Mendes, dessen vollständiger Name Sir Samuel Alexander Mendes lautet und der vor seinem Filmdebüt „American Beauty“ ausschließlich am Theater tätig war. Er wurde von Steven Spielberg für die Dreamworks Studios nach Hollywood geholt, wo Mendes dann sein Langzeitprojekt, das er für das Theater als nicht umsetzbar hielt, realisieren konnte. Das Projekt war nicht unumstritten und durchaus riskant, da man nicht abschätzen konnte, wie ein Film eines britischen Regisseurs, der den American Dream demontiert, beim heimischen Publikum ankommen würde. Weitere Regieeinsätze bekam Mendes später für Road to Perdition oder Jarhead – Willkommen im Dreck und zuletzt mit den James Bond Filmen Skyfall und Spectre, wo er dann auch wieder auf Thomas Newman als Komponisten traf.

Musik zur Charakterisierung

„All Right Now“ erschien 1970 und erreichte Platz 1 in 20 Ländern und war weltweit in fast allen Top Ten zu finden. Der Song ist das perfekte Beispiel für das Lebensgefühl der freien Liebe Ende der 60er/Anfang der 70er und damit auch ein herrliches ironisches Statement zum Ehebruch und Lesters Gleichgültigkeit. Die Musik abseits des Scores trägt ohnehin viel zur Charakterisierung des Ehepaars Burnham bei. Zum einen hört man Singer/Songwriter Songs, deren Texte den emotionalen Zustand beschreiben, zum anderen gibt es die Musikstile zu hören, bei denen Lester und Carolyn sie selbst sind. Für ihn ist es der Rock der 70er Jahre, die auch für die schönste Zeit seines Lebens steht, für sie ist es das Great American Songbook mit seinen Jazz Standards, das für ein geregeltes Leben und traditionelle amerikanische Werte steht.

Lester Burnham/Kevin Spacey

Lester ist in sich selbst gefangen. Er ist nur noch Statist in einer Familie, in der seine Frau den Ton angibt und seine Tochter eigentlich gar nichts mit ihm zu tun haben will. Sein Job in einer anonymen Marketingagentur ist trist und Symbol für sein inneres Gefängnis. Wenn man sich die Szene an seinem Schreibtisch genauer anschaut, sieht man seine Reflexion auf einem Monitor, auf dem Zahlenkolonen wie Gitterstäbe sein Gesicht einrahmen und ein Aufkleber fordert zum „Look Closer“ auf. Sein Leben beginnt sich zu ändern, nachdem er die beste Freundin seiner Tochter kennenlernt. Sie wird zu seinem scheinbar unerreichbaren Ideal einer Liebhaberin, doch findet er durch diese Schwärmerei ein Selbstbewusstsein, dass er sich nun schrittweise zurückerorbert.

Kevin Spacey hat 2010 von Prince Charles den Verdienstorden “Commander of the Order of the British Empire (CBE)“ verliehen bekommen, die dritte Stufe des Ritterordens. Im Juni 2015 wurde er dann Knight Commander of the Order oft he British Empire, die zweite Stufe. Diesmal übergab Königin Elizabeth 2nd den Preis.

Bekannt wurde er 1995 durch seine Rolle als Verbal Kint in „Die üblichen Verdächtigen“ für den er 1996 einen Oskar als bester Nebendarsteller bekam. Er war von 2003 bis August 2015 künstlerischer Leiter des Londoner Old Vic Theatre.

1995 wurden ihm der Ehrendoktortitel als Doctor of Letters von der London South Bank University verliehen.

Die Musik von Thomas Newman

Die eigentliche Filmmusik von Thomas Newman entstand nach wagen Vorgaben des Regisseurs, der einen ruhigen, aber erzählerischen Klangteppich haben wollte, der über die weit verbreitete traditionelle Hintergrundmusik hinausgeht. Newman legte dazu den Fokus auf Perkussionsinstrumente und setzte weitere Instrumente wie Flöte oder Gitarre nur dezent mit einfachen Themen ein. Im Stück „Choking The Bishop“ hört man sogar eine bewusst verstimmte Mandoline, um der Surrealität der Filmszene die Krone aufzusetzen. Aus diesen Komponennten entstand ein Soundtrack mit sehr hohem Wiedererkennungswert, trotz dem Bruch mit traditionellen Orchesterkompositionen.

Thomas Newman ist einer von vielen Sprösslingen einer wahren Musikdynastie. Es würde wirklich jeglichen Rahmen sprengen aufzuzählen, was die gesamte Verwandschaft musikalisch alles erreicht hat. Um seinen Vater kommt man aber nicht herum, denn Alfred Newman war selber erfolgreicher Filmkomponist, 20 Jahre Chef der Musikabteilung der 20th Century Fox und Gewinner von insgesamt 9 Oscars bei 35 Nominierungen. Thomas Newman hat es dagegen zumindest auf 14 Nominierungen ohne Auszeichnung gebracht. Er hatte ursprünglich ausschließlich Interesse an Broadway Musicals, auch weil sein Vater viel in dieser Branche gearbeitet hat, aber letztlich war es John Williams, der ihn zum Film brachte, indem er ihm die Arbeit am Stück „Darth Vaders Death“ aus Rückkehr der Jedi-Ritter überließ.

Funfact: Vater Alfred Newman war es, der den damals jungen John Williams seine ersten Aufträge bei Twentieth Century Fox beschaffte.

Carolyn Burnham/Annette Benning

Carolyn hört mit Vorliebe die Klassiker des Great American Songbooks. Gefällige Jazzklänge, nichts zu aufdringliches, vornehmlich alles, womit Frank Sinatra erfolgreich geworden ist und von Lester einfach als Fahrstuhlmusik bezeichnet. Ihr Lieblingskünster ist dabei Bobby Darin, von dem im Film drei Songs zu hören sind. Erstaunlicherweise hat es nur der Standard „Don’t Rain On My Parade“ auf den Soundtrack geschafft, obwohl Darin fast 20 Charthits und viele Nummer 1 Platzierungen vornehmlich mit eigenen Kompositionen hatte.

Carolyn ist mittlerweile das genaue Gegenteil von ihrem Ehemann. Sie hat sich von einer fröhlichen und leidenschaftlichen Frau in eine scheinbar frigide Karrierefrau verwandelt. Sie ordnet ihrem beruflichen Erfolg alles unter und nimmt nicht wahr, dass sowohl Tochter als auch Ehemann weit weg sind, selbst wenn sie im gleichen Raum sind. Nach außen wahrt sie den Schein des Perfektionismus, doch sobald etwas an ihrer Realität kratzt, kann ihre Welt zusammenbrechen. Nachdem sich Lester durch seine Selbstfindung verändert, stürzt sie sich in eine Affaire mit einem beruflichen Konkurrenten und als diese dann auffliegt, zerbricht Carolyns Welt völlig und ihr Temperant geht mit ihr durch, was sie letztlich wieder zu dem zurückbringt, was sie einmal war.

Annette Benning ist mit Warren Beaty verheiratet, mit dem sie 4 Kinder hat. Warren Beaty hat bei der diesjährigen Oscar-Verleihung den falschen Umschlag in der Hand gehabt.

Sie ist 4-fache Oscar nominiert:
1991 – beste Nebendarstellerin für The Grifters,
2000 – beste Hauptdarstellerin für American Beauty,
2005 – beste Hauptdarstellering in Being Julia und
2011 – beste Hauptdarstellerin für The Kids are allright.

Funfact: Im Film über sein Leben „Beyond The Sea – Musik war sein Leben“ von 2004 wird Darin von Kevin Spacey dargestellt.

Die restliche Cast – Wrap up

Thora Birch:
Jane Burnham ist Lesters und Carolyns Tochter, die als typischer Teenager unscheinbar mit ihren Eltern lebt, sich aber aus allem raushält. Sie rebelliert mit ihrem Schlabberlook dezent gegen ihre Mutter, ist auf der anderen Seite aber Cheerleader und spart seit Jahren für eine Brustvergrößerung. Ihr Vater ist ihr bestenfalls nur peinlich und sie kann mit seinen unbeholfenen Versuchen die Vater-Tochter-Beziehung aufrecht zu erhalten nichts anfangen.

Thora Birch macht Ihre Stunts selbst und macht Karate.

Sie war nach American Beauty alles andere als untätig und hat einige Projekte mit bekannten Namen auf den Weg gebracht. Zu zum Beispiel Ghost World im Jahr 2001, hier spielte sie an der Seite von Steve Buscemi und Scarlett Johansson. Oder 2009 im Psychothriller Deadline zusammen mit Brittany Murpy.
Und seit 2015 spielt Sie in der USA Network Serie Colony an der Seite von Josh Holloway und Sarah Wayne Callies.

Mena Suvari:
Ihre beste Freundin ist Angela, die scheinbar extrovertiert und sich betont erfahren präsentiert. Sie ist beliebt, aber dennoch fast ausschließlich mit Jane zusammen. Ihr gegenüber gibt sie sich lockerer, aber auch dort bleibt die coole Fassade erhalten. Mehr um Jane zu ärgern gibt sie eine latente Schwärmerei zu ihrem Vater zu, der sich dadurch bestärkt fühlt sein Leben zu ändern, da sie für ihn das Abbild von Perfektion ist.

Nach American Pie und American Beauty wurde es etwas ruhiger um Mena Suvari. Sie spielte in ein paar Folgen der 4. Staffel von Six Feet Under, dann in mehreren Fernsehfilmen und in 2011 in der ersten Staffel von American Horror Story. In 2015 spielte sie die Hauptrolle in der Fantasy-Horror-Serie South of Hell für den US Kabelsender We TV. In 2017 wird sie zusammen mit Alicia Silverstone in der Sitcom American Woman auf TV Land zu sehen sein. Die ersten 12 Episoden sind bereits geordert.

Neben all dem hat sie natürlich noch die American Pie Filme mitgemacht ist auch noch Model für Lancome Cosmetics.

Wes Bentley:
Ricky, der neue Junge von nebenan, gibt sich als Sonderling. Er filmt unkonvetionelle Motive wie eine tote Taube oder eine wehende Plastiktüte, die er für schön erachtet. Erwachsenen gegenüber setzt er eine passende Maske auf, was ihn wie einen Soziopathen wirken lässt, doch gegenüber Jane gibt auch er sein wahres Ich preis, wodurch Jane sich öffnet, bisherige Konformitäten in Frage stellt und sich auch mit ihrer Freundin überwirft.

Bentley wurde bei einem offenen Casting für den Film RENT entdeckt. Nach insgesamt 7 Vorsprechen bekam er die Rolle. Der Film allerdings wurde nie umgesetzt.
In 2009 wurde die Dokumentation My Big Break veröffentlich. IN dieser wird unter anderem Bentley nach seinem Erfolg von Americal Beauty begleitet und man erfährt hier von seiner Drogensucht in den ersten 2000er Jahren.
Seite 2014 spielt er in American Horror Story.
2010 spielte er im Off-Broadway Stück Venus in Fur.

Chris Cooper:
Rickys Vater Frank, Colonel aD des US Marine Corps, ist das Ebenbild von Selbstdisziplin und militärischer Lebensart. Sein Leben verläuft normal, solange er es soldatisch regeln kann. Situationen auf emotionaler Ebene ist er nicht gewachsen und leugnet entweder sich selbst oder eskaliert zur Gewalt. Nur sein Sohn kennt seine wahre Natur, aber trotz seiner Liebe für ihn, sind sie bis zum Schluss nicht in der Lage offen miteinander zu sprechen.

Chris Cooper war 36 bis er zum ersten Mal vor der Kamera stand. Davor hat er Theater gespielt.

In 2003 gewann er einen Oscar als bester Nebendarsteller für eine Darstellung von John Larcohe in „Adaption“.

Es wurden Szenen für den Film Ring aus 2002 gedreht, aber dann aus dem Film wieder entfernt.

Er hat übrigens die Rolle des Jim Gordon in Batman Begins abgelehnt, die Rolle ging an Gary Oldman.

Und er spielte auch in der 8-teiligen Miniserie 11.22.63 – Der Anschlag, in der James Franco in der Zeit zurückreist um das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern.

Was bedeutet „American Beauty“?

American Beauty ist der Name einer Rosenart, die ursprünglich als Madame Ferdinand Jamin 1875 in Frankreich gezüchtet wurde. 1886 wurde sie als Neuzüchtung American Beauty in den USA vorgestellt, was aber schnell als Betrug aufflog.

Fassade

– Während man die Burhams und Fitz im Privaten kennenlernt, bleibt das schwule Paar oberflächlich perfekt.
– Jeder erhält diese Fassade bis zum letzten Tag Lesters aufrecht, bis alles innerhalb weniger Minuten zusammenbricht.

Entscheidungen

– Lesters Selbstfindung innerhalb eines Jahres, die das Selbst über Materielles hebt
– Lester Bemühungen in Verbindung zur Tochter zu bleiben, sich dabei aber bewusst, wie sehr er sie nervt
– Carolyns Karriere auf Kosten ihrer Selbst und ihrer Ehe, zu Gunsten des Materiellen
– Carolyns Bemühungen ein Idealbild der Familie zu vermitteln (Could you try to look more unattractive), ebenso wie der Versuch ein Haus zu verkaufen, dessen Beschreibung nicht der Realität entspricht
– Die Familienkutsche wird gegen einen 1970 Pontiac Firebird (Muscel Car) eingetauscht

Klischees

– Amerikanische Idylle der Vorstadt/Kleinstadt
– Das Mädchen von nebenan
– Schönheitsideale (Brustvergrößerung)
– Das Eigenheim (Real Estate Maklerin, Duplex/eigenes Haus)
– Cheerleader
– Egal wie schlimm es wird, Hollywood bekommt’s noch hin

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